Die Neuenburg bei Freyburg an der Unstrut

Foto: Dieter Deubner








Die Heilige Elisabeth und Hermann von Salza [5]


Ausgewählte Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - Teil XIV

"Fest und gottgefällig war ihre Ehe, unbefleckt das Bett, worin sie sich vereinigten, nicht mit der Glut fleischlicher Lust, sondern mit der frommen Keuschheit einer lauteren Ehe. Die junge Frau, die jüngst in den Stand der Ehe getreten war, kasteite ihren geheiligten Körper durch häufiges Wachen. Jede Nacht, wenn ihr Gemahl schlief, und oft mit seiner Zustimmung, erhob sie sich und betete mit Inbrunst, so daß er sich um sie sorgte, sie ermahnte und bat, den müden Gliedern etwas Ruhe zu gönnen." So schildert Dietrich von Apolda im Jahre 1289, im Stile dieser Zeit, das Eheleben von Elisabeth und Ludwig. In www.heiligenlexikon.de unter franziskaner-minoriten.de fand ich dazu eine moderne Darstellung dieser außergewöhnlichen Ehe. Br. Andreas Murk schreibt 2005: "Schnell wird deutlich, dass diese arrangierte Ehe mehr ist als eine Zweckehe. ~Sie waren in wunderbarer Weise einander zugetan~ so liest man im Büchlein über die Aussagen der vier Dienerinnen. Diese von gegenseitiger Zuneigung geprägte Beziehung ermöglicht es Elisabeth, genügend Freiräume zu haben für ihre Werke der Nächstenliebe ~Denn obwohl ihr Gemahl als Herrscher gezwungen war, sich um irdische Angelegenheiten zu kümmern, ließ er der seligen Elisabeth volle Freiheit zu allen guten Werken der Frömmigkeit und Verherrlichung Gottes; er trieb sie sogar dazu an zum Heil ihrer Seele~. [Die Zitate sind aus "Walter Nigg, Elisabeth von Thüringen" 1963.] Im Lexikon des Mittelalters Band V steht dazu: "Seine [Ludwigs IV. des Heiligen Landgrafs von Thüringen] 1221 eingegangene Ehe mit der Ungarin Elisabeth verband zwei streng kirchlich-fromme Eheleute, sie brachte ihm die kanonisch nicht bestätigte Verehrung als Heiliger ein."

So heilig scheint Ludwig aber nicht gewesen zu sein. Kurz nach der Rückkehr aus Ungarn im Januar 1223 rüstete sich Ludwig auf der Neuenburg bei Freyburg zum Feldzug gegen seine Stiefschwester Jutta, die ihm die Vormundschaft über ihren Sohn Heinrich, dem zukünftigen Markgrafen der Mark Meißen, streitig machte. Erst im Juli waren diese militärischen Aktionen beendet und im Jahr darauf soll der Onkel der Elisabeth, der Herzog Otto von Meranien, auf der Neuenburg den Streit zwischen beiden Geschwistern dann geschlichtet haben. 1223 hatte Ludwig aber auch, sicher nach dem Feldzug, gemeinsam mit Elisabeth in Gotha ein Spital gegründet. Ob dabei der Brief des Papstes vom Mai dieses Jahres eine Rolle gespielt hatte, ist nicht klar zu erkennen. Papst Honorius III. teilte dem Landgrafen darin mit, dass der Kaiser ihm die Zusage zum Kreuzzug ins Heilige Land gegeben habe. Der Papst forderte Ludwig zur Teilnahme am Kreuzzug auf, "da der Kaiser ihm in diesem Falle 4000 Mark verspreche", und das war damals auch für einen Landgrafen viel Geld.

Ob das Elisabeth wohl alles recht war? Erst war ihr Gemahl fast ein halbes Jahr auf Kriegszug. Dann stand plötzlich der bestimmt noch viel gefährlichere Kreuzzug vor der Tür. Sie wusste sicher vom Schicksal des Onkels ihres Mannes, dem Bruder Ihres Schwiegervaters. Dieser hatte ja seinen Kreuzzug 1190 nicht überlebt.

Was war in der damaligen Zeit eine der wenigen Möglichkeiten, mit diesen bedrohlichen Problemen fertig zu werden? Die Hoffnung, bei Gott Hilfe und Trost zu finden. Und so wurde 1223 der Franziskaner Rodeger Elisabeths geistlicher Berater. Die Franziskaner waren erst in diesem Jahr nach Halberstadt gekommen und Bruder Rodeger der erste gewählte Vorsteher des Franziskanerklosters in Halberstadt. In der eingangs erwähnten Niederschrift von Bruder A. Murk finden sich dazu einige interessante Zusammenhänge. Unter der Überschrift "Elisabeth - ein Mensch ist offen für Gott" schreibt er: "Schon sehr früh in Elisabeths Leben wird deutlich, dass sie eine ganz besondere Gott-Beziehung hatte" und unter "Elisabeth - ein Mensch antwortet auf die Nöte der Menschen" begründet er das damit, dass Elisabeth schon sehr früh begriffen hatte, dass es nach der Hinwendung zu Gott immer eines konstitutiven zweiten Aktes bedarf: der Hinwendung zu den Menschen. Die Franziskanerregel passt zu dieser Lebensauffassung. So ist Elisabeth von Thüringen ihr kurzes Leben den Franziskanern sehr zugetan gewesen.

Im September 1223 fand in Nordhausen ein Hoftag statt. Dabei ging es besonders um die Gefangensetzung des Königs von Dänemark durch Heinrich von Schwerin Anfang Mai. Da der Reichsverweser Erzbischof Engelbert von Köln dem Kaiser nicht als der geeignete Unterhändler erschien, wurden Bischof Otto von Würzburg und der Deutschordensmeister Hermann von Salza mit dieser Aufgabe betraut. Beide waren im September in Nordhausen, wo auch Landgraf Ludwig IV anwesend war. Es ist leider nicht genau zu ermitteln gewesen, ob Ludwig und Hermann vor oder nach dem Hoftag gemeinsam am landgräflichen Hof waren. Aus der Zeugenaufstellung der Urkunden des Hoftages zu Nordhausen in den Regesta Imperii kann man aber schließen, dass Hermann mit dem Landgrafen zusammen nach Nordhausen gekommen ist, während Otto von Würzburg bereits einige Tage vorher schon in Nordhausen war. Wenn das der Fall war, könnte es im September 1223 das erste Zusammentreffen der Landgräfin von Thüringen mit dem Hochmeister des Deutschen Ordens gegeben haben. Elisabeth dürfte von ihm, der ja zu dieser Zeit auch für den Kreuzzug des Kaisers warb, jedoch nicht sehr begeistert gewesen sein. Doch das ist natürlich reine Spekulation. Im nächsten Teil begleiten wir Elisabeth auf ihrem Lebensweg als Landgräfin weiter.

Dieter Deubner

Bad Langensalza 1. Juni 2007


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